Humoristische Geschichte von New-York by Washington Irving

Humoristische Geschichte von New-York by Washington Irving

Autor:Washington Irving [Irving, Washington]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
veröffentlicht: 2011-03-30T22:00:00+00:00


Zweites Kapitel.

Wie Peter der Starrköpfige sich beim Antritt seines Amtes mit den Ratzen und Spinnweben herumtrieb und gefährliche Mißgriffe in den Berührungen mit den Amphictyonen beging.

Die ersten Schritte des großen Peter, als er die Zügel der Regierung ergriff, entfalteten die Großartigkeit seines Geistes, obgleich sie nicht wenig Erstaunen und Unbehaglichkeit bei den Bewohnern von Manhattan erweckten. Die Widerspruchsgeister, die sich unter der vorigen Regierung gebildet hatten, ward er nämlich sehr bald müde, entließ das aufrührerische Cabinet Wilhelms des Eigensinnigen und bildete sich ein neues aus jenen fetten, schläfrigen, respectabeln Familien, die unter der friedlichen Herrschaft Walters des Zweiflers geblüht und geschlummert hatten. Allen diesen Männern gab er lange Pfeifen im Ueberfluß und viele Standesmahlzeiten, indem er sie ermahnte, für das Wohl der Nation zu rauchen, zu essen und zu schlafen, während er die Bürde der Regierung auf seine Schultern nahm – eine Einrichtung, womit sich Alle herzlich zufrieden bezeigten.

Aber hierbei stand er nicht still, sondern er machte einen gräulichen Umsturz unter den Erfindungen und Mitteln seines gelehrten Vorgängers, indem er dessen Flaggen und Windmühlen umwarf, die wie mächtige Riesen die Wälle von Neu-Amsterdam bewachten, ganze Batterien von Katzenköpfen zum Duyvel jagte – die Patent-Galgen umriß, wo die Vagabunden an Schmachtriemen hingen, kurz das ganze philosophische, öconomische und WindmühlenSystem des unsterblichen Weisen von Saardam über den Haufen warf.

Das ehrliche Völkchen von Neu-Amsterdam begann nun für das Schicksal seines Ritters ohne Tadel, Anton des Trompeters, zu erzittern, der durch seinen Backenbart und seine Trompete gewaltige Gunst in den Augen der Weiber erlangt hatte. Peter der Starrköpfige ließ ihn vor sich kommen, und nachdem er ihn einen Augenblick vom Kopf bis zu den Füßen gemustert, mit einem Blick, der jeden Andern blaß gemacht hätte, sagte er: «Na, Kamerad! wer und was bist du?» «Herr,» erwiederte Jener nicht im geringsten erschrocken, «was meinen Namen anbelangt, so heiße ich Anton Van Corlear – meine Herkunft betreffend, bin ich meiner Mutter Kind – mein Gewerbe ist, Vorfechter und Garnison dieser großen Stadt Neu-Amsterdam zu seyn.» «Du kommst mir wie so ein schäbiger Bursche von einem Obsthöcker vor – wie in aller Welt stiegst du zu so hoher Ehre und Würde empor?» «Ha, Herr,» erwiederte der Andre, «wie so mancher große Mann vor mir, ganz einfach dadurch, daß ich in mein eignes Horn stieß.» – «So, so!» versetzte der Gouverneur, «so laß uns denn ein Pröbchen von deiner Kunst hören.» Da setzte Corlear seine Trompete an und that einen fürchterlichen Stoß, mit einem so köstlichen Triller und triumphirenden Accent, daß einem schon eine Viertelstunde davon das Herz hätte aus dem Mund springen mögen. Wie ein muthiges Streitroß, welches in friedlichen Ebenen weidet, bei dem Erklingen einer kriegerischen Musik die Ohren spitzt, und schnaubt und scharrt und in Feuer kommt, so erfreute sich die Heldenseele des gewaltigen Peter an dem Klang der Trompete. Er betrachtete mit freundlicheren Blicken den trotzigen Van Corlear, und da er fand, daß er ein schmucker, fetter kleiner Mann sey, schlau in Reden und sehr anständig und von unerschöpflichem Athem, faßte er sogleich großes



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